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Walter & Marianne Kaiser

Faszination Blackpool



Die Open British Championships, die alljährlich Ende Mai in Blackpool stattfinden, waren und sind das bedeutendste Tanzfestival der Welt.



Blackpool-Chronik

1896 Der Empress Ballroom in den Winter Gardens wird eröffnet

1920 Das Blackpool Dance Festival wird gegründet (Sequence Dancing / Old Time Dancing)

1929 Reorganisation und Integration der Standardtänze, der modernen Tänze (deshalb heisst Standard in England bis zum heutigen Tag auch "Modern")

1931 1. Britische Meisterschaften

1948 1. Internationaler Tanzlehrer-Kongress

1961 1. Latein-Turnier (Amateure)

1962 1. Latein-Turnier (Professionals)

1964 1. Open British Latin American Championships (Professionals und Amateure)



Meinungen aus Deutschland zu Blackpool

Johannes Czech (1966): "Blackpool ist der Traum aller Tanzpaare der Welt. Blackpool ist der Begriff für Superlative im englischen Tanzsport... Interessant ist ferner die Endrunde im latein-amerikanischen Wettbewerb, weil das Turnier nach der Berliner Professional-Weltmeisterschaft stattfand und stärker besetzt war als diese:

1. Irvine (England), 2. O'Hara (England), 3. Trautz (Deutschland), 4. Goodyear (England), 5. Opitz (Deutschland), 6. van Reenen (Südafrika)

(Tanz Illustrierte Nr. 164, Juni 1966)



Angesprochene WM: 1. Irvine (England), 2. Krehn (Deutschland), 3. Trautz (Deutschland), 4. Kojima (Japan), 5. van Reenen (Südafrika), 6. Eggleton/Winslade (England)



Gerd Hädrich (1969): "Jeweils im Mai eines Jahres trifft sich die 'Tanzwelt' in Blackpool. Sagte man früher, willst Du einen Freund treffen, dann gehe in Paris die Champs Elysées einige Male auf und ab, dann triffst Du ihn bestimmt, so könnte man abgewandelt sagen: Willst Du bekannte Amateure und Professionals treffen, dann fahre nach Blackpool. Auch in diesem Jahr war das wieder so.

Wollte man untersuchen, warum das so ist, dann muss man wohl denjenigen zustimmen, die behaupten, in Blackpool wird die tatsächliche Welt-Rangliste aufgestellt. Wenn Mr. Warren, der Turnierleiter der Blackpool-Woche, auf der Begrüssungsparty behauptete, sie seien die wirklichen Weltmeisterschaften, dann kann man ihm nicht einmal widersprechen; denn hier tanzt alles, was Rang und Namen hat. Wer hier unter die letzten 12 Paare kommt, der kann sich tatsächlich zu den besten dieser Welt zählen.

Über die Organisation ein Wort zu verlieren, ist eigentlich überflüssig. Sie ist als einmalig bekannt. Nach dem Beginn der verschiedenen Runden kann man beim Vergleich mit den Programmterminen getrost seine Uhr stellen. Die Zeiten werden genau eingehalten. Was die Kapelle in der Woche leistet, ist schlechthin Schwerstarbeit, und mich wundert immer wieder, dass die sonst so rührigen Gewerkschaften in England keinen "Musik-Ärger" machen. Die Qualität der Musik ist hervorragend. Wie könnte es auch anders sein...

Immer im Hintergrund, aber die Seele des Festivals, ist Mrs. Ilett, die alle Vorbereitungen trifft, eine enorme Arbeit, der sie sich seit Jahren unterzieht."

(Tanz Illustrierte Nr. 200, Juni 1969)



Gerd Hädrich (1972): "Was eigentlich macht die Faszination dieses Dance Festivals aus? Nirgendwo in der Welt liegen Erfolg und Misserfolg, Glück und Enttäuschung so nahe beieinander wie hier. Warum kommen Jahr für Jahr Hunderte von Amateuren und Professionals für viel eigenes Geld nach Blackpool? Ist vielleicht der Grund der, dass sie hier die einzige Möglichkeit haben, sich mit der Weltelite zu messen? Bekanntlich ist das bei einer Weltmeisterschaft nur in der absoluten Spitze der Fall; schon die Plätze 4, 5, 6 der Endrunde können der wirklichen Rangliste unter Umständen nicht gerecht werden, weil eben Weltmeisterschaften nicht offen sind. Wer in Blackpool im Semi-Finale der letzten 12 Paare tanzt, gehört jedoch wirklich zur Weltelite.

Das allein aber kann nicht der Grund sein. Wie mir scheint, spielt noch etwas anderes eine grosse Rolle. Hier leben eine Woche lang Amateure und Professionals in schönster Harmonie unter einem Dach. Eine Woche lang, von 52 Wochen, herrscht Harmonie, das Tanzen steht allein im Vordergrund. Die 'Politik', die so oft die Atmosphäre vergiftet, spielt hier untereinander keine Rolle. Es müsste einen Versuch wert sein, diesen 'Blackpool-Geist' mit nach Hause zu nehmen und ihn im eigenen Lande für die restlichen 51 Wochen des Jahres lebendig zu erhalten."

(Tanz Illustrierte Nr. 235, Juni 1972)



Heidegard Dresen (1977): "Eigentlich sind schon alleine die Turniere des Blackpool Dance Festivals eine Reise wert, um den für jeden sich mit Tanzsport Befassenden notwendigen Blick über den Zaun zu tun. In diesem Jahr fand darüber hinaus gleichzeitig der World Dancing Congress statt...

Acht Tage lang hielten die Britischen Meisterschaften Tausende von Zuschauern aus aller Herren Länder in Bann. Nacht für Nacht stieg gegen 1.00 Uhr die Spannung auf den Höhepunkt, wenn nach oft heissen Kämpfen der Turnierleiter Alex Warren in seiner überlegenen Manier den Sieger verkündete."

(Tanz Illustrierte Nr. 296, Juli 1977)



Herbert Stuber (1990): "Blackpool ist bekannt als das 'Wimbledon des Tanzsports."

(aus dem "Wörterbuch des Tanzsports" von Herbert und Ursula Stuber)



Die Blackpool-Wertungsrichter im Kreuzfeuer der Kritik

Mit Ausnahme der Teamkämpfe werden die Open British Championships ausschliesslich von englischen Professionals gewertet (1938 wurde letztmalig ein ausländischer Wertungsrichter eingesetzt). Seit 1961 müssen die Wertungsrichter nicht nur britische Professionals sein, sondern auch Ex-Finalisten der British Championships.

Die Tatsache, dass "nur" englische Wertungsrichter zum Zuge kommen, wird schon seit Jahrzehnten stark kritisiert, insbesondere aus Deutschland, deren Turnierpaare sehr oft das Gefühl hatten, benachteiligt zu werden (obwohl viele Paare aus Deutschland in Blackpool gewannen).

Stellvertretend für viele ähnliche Aussagen, ein Ausschnitt aus dem Blackpool-Bericht von 1971:

"In Blackpool gibt es nur englische Wertungsrichter. Und es muss schon ein Unterschied von etwa zwei Klassen sichtbar werden, wenn ein Paar 'aus Übersee' - das heisst auch 'vom Kontinent' - Englands 'weltbeste' Paare schlagen will." (Tanz Illustrierte Nr. 223, Juni 1971)



Die Tatsachen

Zitat aus dem Buch "Tanzen weltweit" über die 60er- und 70er- Jahre: "Die Zahl der Nichtbriten, die in die Endrunden kommen, nimmt ständig zu. Dies gilt vor allem für Latein: Auf die Schweizer Walter und Marianne Kaiser folgen die Deutschen Rudolf und Mechtild Trautz, die ihrerseits abgelöst werden von Wolfgang und Evelyn Opitz..." (alles Professional Latin)



Mrs. Ida Ilett organisierte das Blackpool Dance Festival von 1954 - 1978 (sie starb im August 1978). Ihre Nachfolgerin war Mrs. Gillian MacKenzie (von 1980 - 2004). Beide waren in ihrem Amt sehr erfolgreich und anerkannt. Mrs. Gillian MacKenzie setzte ein Ritual fort, welches von ihrer Vorgängerin, Mrs. Ida Ilett, eingeführt wurde:

Am Freitag, am ersten Turniertag, müssen sich alle für das Tanzfestival verpflichteten Wertungsrichter bei ihr einfinden. Dann zitiert sie die Ehrendoktrin für die Wertungsrichter:

"You will judge without fear or favour; you will judge on the performance of the night, and it matters not whether the British Champions are American, German, Japanese, British or whatever: the best must win."

(Sie werden ohne Angst und Begünstigung werten; sie werden die aktuelle Darbietung / Leistung werten, und es spielt keine Rolle, ob der Britische Meister aus Amerika, Deutschland, Japan, England oder anderswo herkommt: Der Beste muss gewinnen.)



"The Amateur Mass Waltz" Blackpool 1964



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